Als Deutsche Bahn sprechen wir uns gegen jede Form von Rassismus, Antisemitismus, Fremdenfeindlichkeit und neonazistischen Tendenzen aus. Das Eintreten für Toleranz und Vielfalt gehört zu unseren Grundwerten.
Die Deutsche Reichsbahn, eine Vorläuferorganisation der Deutschen Bahn, war im Nationalsozialismus an der Ermordung der europäischen Jüdinnen und Juden sowie der Sinti und Roma wesentlich beteiligt. Sie fuhr die Deportationszüge zu den Mord- und Vernichtungsstätten des NS-Regimes. Die verbrecherische nationalsozialistische Rassenpolitik war auf das Massentransportmittel Eisenbahn und die tätige Mithilfe der Deutschen Reichsbahn angewiesen. Zu den Opfern zählten Menschen, die aufgrund ihrer politischen, religiösen oder sexuellen Orientierung sowie aufgrund von antisemitischen und rassistischen Motiven verfolgt wurden.
Als Deutsche Bahn stehen wir zu unserer gesellschaftspolitischen Verantwortung, die aus diesem historischen Erbe resultiert. Auch wenn keine Rechtsnachfolge zwischen der Deutschen Bahn und der Reichsbahn besteht: Für uns als DB ist die kritische Auseinandersetzung mit der Rolle der Deutschen Reichsbahn im Nationalsozialismus ebenso Selbstverpflichtung wie die Erinnerung an die Opfer der nationalsozialistischen Verbrechen.
Aus Sicht der Deutschen Bahn ist es notwendig, die Auseinandersetzung mit dieser Epoche der deutschen Bahngeschichte wachzuhalten. Ziel dieses DB-Engagements ist es, die breite Öffentlichkeit über die Rolle der Reichsbahn im Nationalsozialismus aufzuklären. Darüber hinaus ist es uns wichtig, den respektvollen Dialog mit den Überlebenden von damals sowie ihren Nachfahren aufrechtzuerhalten. Die Deutsche Bahn hat es sich zur Aufgabe gemacht, ihre eigenen Mitarbeitenden für die Geschichte und das damit verbundene Erbe des Unternehmens zu sensibilisieren.
Gedenken und Auseinandersetzung fördern
Im Jahr 1996 haben wir unabhängige Historiker:innen mit einer Publikation zur wirtschaftspolitischen Geschichte der Eisenbahn in Deutschland beauftragt (Gall, Pohl: Die Eisenbahn in Deutschland von den Anfängen bis zur Gegenwart, München 1999). Dabei lag ein Schwerpunkt auf der Darstellung der NS-Zeit.
Seit 1998 erinnert die Deutsche Bahn mit dem Mahnmal Gleis 17 am Bahnhof Grunewald in Berlin an die Deportationen jüdischer Männer, Frauen und Kinder mit der Reichsbahn während der Zeit des Nationalsozialismus. Am öffentlich zugänglichen Mahnmal finden regelmäßig Gedenkveranstaltungen statt und Staatsgäste aus aller Welt gedenken dort der Opfer der Deportationen. Auch in oder vor Bahnhöfen erinnern Gedenktafeln an die Deportationen.
Mit der 2002 eröffneten Dauerausstellung "Die Deutsche Reichsbahn im Nationalsozialismus" im Nürnberger DB-Museum dokumentiert die Deutsche Bahn die Beteiligung der Reichsbahn an den Verbrechen des Nationalsozialismus. Gemeinsam mit dem Ehepaar Klarsfeld wurde die Wanderausstellung "Sonderzüge in den Tod" entwickelt, die von 2008 bis 2018 durch mehr als 44 Städte tourte und über 400.000 Besucher:innen anzog.
Von 2021 bis 2023 zeigte die DB an ihren Bahnhöfen die Wanderausstellung "Gegen das Vergessen" des Fotografen und Filmemachers Luigi Toscano. Die Ausstellung bestand aus Porträts von Überlebenden des Holocausts. Wegen des Überfalls Russlands auf die Ukraine wurde die Tour zunächst frühzeitig beendet – ab Juni 2023 jedoch an sechs Bahnhöfen fortgeführt.
Im Herbst 2023 zeigte die Deutsche Bahn an mehreren Bahnhöfen eine Wanderausstellung über die Geschichte der Sinti und Roma , über ihre Verfolgung und den Kampf um Anerkennung. Die Ausstellung mit dem Titel "HinterFragen“ informierte über historische Entwicklungen, aber auch über das gegenwärtige Leben der Sinti und Roma in Deutschland. Die Ausstellung trug dazu bei, Vorurteile abzubauen und kulturelle Vielfalt und Offenheit zu fördern.
Ebenfalls 2023 förderte die Deutsche Bahn zudem die Ausstellung "Sechzehn Objekte: Eine Ausstellung zu 70 Jahren Yad Vashem", die erst im Deutschen Bundestag und anschließend in der Zeche Zollverein in Essen gezeigt wurde.
Die Wanderausstellung "Wer war Fritz Kittel – ein Arbeiter der Reichsbahn entscheidet sich – zwei Familien 1933-2021" eröffnete im Februar 2023 und war bisher in fünf Städten zu sehen. Im Zentrum steht die Geschichte einer jüdischen Mutter und ihrer achtjährigen Tochter, die unter anderem mit Hilfe des Eisenbahners Fritz Kittel den Holocaust überlebten. Die Ausstellung wurde gemeinsam mit der Schriftstellerin Esther Dischereit konzipiert.
Der DB-Vorstand ist seit 2019 regelmäßiger Gast des Holocaust Gedenktages in Yad Vashem, Jerusalem. In diesem Jahr wurde die Deutsche Bahn auch Firmenmitglied im Freundeskreis Yad Vashem. Seitdem werden immer wieder gemeinsame Projekte auf den Weg gebracht. Gemeinsam besichtigte man die Gedenkorte der drei Bahnhöfe, die ab dem 18. Oktober 1942 Ausgangspunkt der Berliner Deportationen von Juden, Sinti und Roma waren. Zudem beteiligte sich die Deutsche Bahn im Januar 2022 mit anderen Unternehmen an der Aktion "Licht zeigen", die vom Freundeskreis Yad Vashem ins Leben gerufen wurde. Dafür wurde ein Abbild des Chanukka-Leuchters der Familie Posner aus Kiel zum Symbol des jüdischen Lebens auch in Zeiten der Verfolgung. Auch an der Kampagne #WeRemember des World Jewish Congress anlässlich des Holocaust-Gedenktages nahmen wir als Deutsche Bahn teil.
Anlässlich des internationalen Holocaust-Gedenktages 2021 unterzeichnete die DB gemeinsam mit vier anderen Unternehmen sowie dem Freundeskreis Yad Vashem eine gemeinsame Erklärung gegen Antisemitismus und Rassismus. Damit schloss sich die Deutsche Bahn der Arbeitsdefinition zum Antisemitismus der IHRA (International Holocaust Remembrance Allliance) an.
Im Oktober 2022 nahm die DB die IHRA-Arbeitsdefinition von Antiziganismus an. Damit setzt die DB ein wichtiges Zeichen gegen Antiziganismus. Sie gibt ihren Mitarbeitenden damit ein Instrument zur Erkennung der vielfältigen Formen des Antiziganismus an die Hand. Die Annahme der Arbeitsdefinition wurde und wird durch eine Reihe weiterer Maßnahmen flankiert – wie etwa die Sensibilisierung von Multiplikator:innen und Mitarbeitenden für das Thema Antiziganismus sowie die Beteiligung an einer Ausstellung zu Sinti und Roma.
Die Deutsche Bahn fördert auch mit Spenden das Gedenken. So wurden sowohl das Jüdische Museum als auch das Anne Frank Zentrum in Berlin unterstützt. Und im Jahr 2018 spendete die DB eine Million Euro an die Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem zur Errichtung eines Erweiterungsbaus. Damit möchte die DB dazu beitragen, dass auch in Zukunft an die Leben und Schicksale Einzelner erinnert werden kann. Dazu bedarf es guter Archive und würdevoller Orte der Begegnung, wie das 1953 gegründete Yad Vashem.
Im Juli 2024 wurde von der staatlichen israelischen Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem das neue Erinnerungszentrum Moshal Shoah Legacy Campus eröffnet. Auch dieser Bau wurde vom Freundeskreis Yad Vashem finanziell unterstützt.
Auch an der Stiftung "Erinnerung, Verantwortung und Zukunft" (EVZ) hat sich die Deutsche Bahn finanziell beteiligt. Dadurch konnten vor allem ehemalige Zwangsarbeiter:innen unterstützt und 2005 humanitäre Hilfe für überlebende Opfer der NS-Verbrechen in Osteuropa geleistet werden. Im Jahr 2020 hat die DB 100.000 Euro an das AJC (American Jewish Committee) für die Ausrichtung des Global Forum 2020 gespendet. Und die Gedenkstätte Yad Vashem hat die DB 2022 mit 250.000 Euro für den Aufbau einer Deportations-Datenbank unterstützt. Zudem beteiligt sich die DB seit 2022 an einem Antisemitismuspräventionsprogramm der Stiftung "Erinnerung, Verantwortung und Zukunft" (EVZ).
Mitarbeitende stärken
Die Deutsche Bahn ist ein weltoffenes, international tätiges Unternehmen mit Mitarbeitenden aus vielen verschiedenen Nationen. Wir stellen uns klar gegen jede Form von Rassismus, Antisemitismus, Diskriminierung und Fremdenfeindlichkeit. Daher hat der DB-Konzern eine Konzernbetriebsvereinbarung für Gleichbehandlung und zum Schutz vor Diskriminierung auf den Weg gebracht, die auch den Schutz vor Antisemitismus (wie jede andere Art von Diskriminierung) erfasst. Dabei vertritt der Konzern eine "Zero Tolerance"-Policy.
Im Rahmen ihrer dualen Berufsausbildung setzen sich auch die Auszubildenden der DB mit der Geschichte des Nationalsozialismus, der Rolle der Reichsbahn und dem daraus resultierenden Erbe der Deutschen Bahn auseinander. So engagieren sich schon seit dem Jahr 2000 DB-Auszubildende im Projekt "Bahn-Azubis gegen Hass und Gewalt" gegen Fremdenfeindlichkeit, Rechtsextremismus, Rassismus und Diskriminierung. Über 10.000 Auszubildende haben bereits beim Wettbewerb mitgemacht. 2023 wurde als Sonderpreis eine Studienreise nach Jerusalem zur Gedenkstädte Yad Vashem verliehen. Der Krieg in Nahost machte die Reise dorthin jedoch unmöglich, so dass stattdessen ein Kurztrip zu diversen Gedenkorten nach Berlin und Nürnberg unternommen wurde.