Um die deutschen und europäischen Klimaschutzziele erreichen zu können, braucht es eine nachhaltige Verkehrsverlagerung auf die Schiene. Schließlich gehört der elektrifizierte Eisenbahnverkehr schon heute zu den klimafreundlichsten Formen der Massenmobilität. Diesen Wettbewerbsvorteil will die Deutsche Bahn weiter stärken. Darum hat sie sich ein ambitioniertes Ziel gesetzt.
Die Deutsche Bahn wird bis 2040 klimaneutral und hat sich verpflichtet, ihre Treibhausgasemissionen über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg bis 2040 auf Net-Zero zu reduzieren. Dieses Ziel wurde durch die renommierte Science Based Target initiative (SBTi) geprüft und im März 2025 bestätigt.
Bei ihrer Dekarbonisierungsstrategie hält sich die DB an den wissenschaftsbasierten Net-Zero-Standard der SBTi und folgt damit einem 1,5-Grad-Pfad, zu dem sich die DB bereits im Jahr 2022 gegenüber der SBTi bekannt hat.
Neben dem Net-Zero-Ziel der Deutschen Bahn bis 2040 wurden folgende Zwischenziele durch die SBTi bestätigt:
- Im eigenen Betrieb: Bis zum Jahr 2034 reduziert die Deutsche Bahn ihre absoluten Treibhausgasemissionen in Scope 1 und 2 um 66 Prozent gegenüber dem Basisjahr 2019.
- In der vor- und nachgelagerten Wertschöpfungskette: Bis zum Jahr 2034 reduziert die Deutsche Bahn die absoluten Treibhausgasemissionen aus Energie- und brennstoffbezogenen Aktivitäten (Scope 3.3) um 40 Prozent sowie die absoluten Treibhausgasemissionen aus der Nutzung verkaufter fossiler Kraftstoffe (Scope 3.11) um 63 Prozent. Zudem verfolgt die DB das Ziel, dass sich bis zum Jahr 2029 66 Prozent der Lieferanten (gemäß Emissionsvolumen) von eingekauften Waren und Dienstleistungen und Kapitalgütern (Scope 3.1/3.2) des DB-Konzerns ebenfalls wissenschaftsbasierte Emissionsziele setzen – ein sogenanntes Supplier Engagement Target. Zusammen machen diese Scope 3-Kategorien rund 90 Prozent der Scope 3-Emissionen der DB aus.
Die Deutsche Bahn steuert die Dekarbonisierung mit geschäftsfeldspezifischen Reduktionspfaden basierend auf absoluten THG-Emissionen. Auf ihrem Weg zu Net-Zero-Emissionen gemäß SBTi wurden dafür vier konkrete Hebel definiert.
Mit
4
starken Hebeln
zur Klimaneutralität
Hebel 1: Erhöhung des Ökostromanteils
Bahnstrom: Bis 2038 stellt die DB ihren DB-Bahnstrom auf 100 Prozent Ökostrom um. Schon heute sind Reisende im Fernverkehr in Zügen der DB in Deutschland mit 100 Prozent Ökostrom unterwegs. Und auch im Nahverkehr reisen Fahrgäste klimafreundlich: So fahren DB-Kund:innen etwa bei der S-Bahn Hamburg und Berlin mit erneuerbarer Energie. Auch in Baden-Württemberg und Schleswig-Holstein sind Reisende im Regional- und Nahverkehr mit 100 Prozent Ökostrom unterwegs, soweit der Schienenverkehr in E-Traktion erfolgt.
Stationäre Anlagen: Seit Anfang 2025 werden alle Bahnhöfe, Instandhaltungswerke, Bürogebäude und Anlagen in Deutschland, die von DB Energie beliefert werden, mit 100 Prozent Ökostrom versorgt. Dazu gehören auch Stellwerke, Weichenheizungen oder Gleisfeldbeleuchtungen.
Hebel 2: Ausstieg aus Diesel
Auf dem Weg zu Net Zero setzt die DB bei ihrer Dekarbonisierungsstrategie auf die weitere Elektrifizierung des Streckennetzes. Bereits heute werden in Deutschland mehr als 90 Prozent aller Verkehrsleistungen auf der Schiene elektrisch erbracht. Dieser Anteil soll gemeinsam mit dem Bund weiter gesteigert werden. Gleichzeitig wird es jedoch auch in Zukunft Strecken geben, auf denen Güter und Personen aufgrund geografischer oder betrieblicher Besonderheiten nicht immer elektrisch ans Ziel gebracht werden können. Dort setzt die DB daher auf einen technologieoffenen Ansatz mit alternativen Antrieben und Kraftstoffen als Ersatz für fossilen Diesel.
Einsatz alternativer Kraftstoffe: Mit alternativen Kraftstoffen können Dieselfahrzeuge weiterfahren, ohne dass sie technisch umgerüstet werden müssen. Das ist nachhaltig und ressourcenschonend, weil voll funktionsfähige Züge und Lokomotiven nicht vorzeitig auf dem Abstellgleis landen. Der Fokus der DB liegt dabei aktuell auf HVO (Hydrotreated Vegetable Oil). Durch den verstärkten Einsatz des Biokraftstoffs wird der Bedarf an herkömmlichem Diesel in den kommenden Jahren deutlich reduziert. HVO wird ausschließlich aus biologischen Rest- und Abfallstoffen hergestellt und verursacht im Vergleich zum herkömmlichen Diesel bilanziell rund 90 Prozent weniger Treibhausgas-Emissionen.
Einsatz alternativer Antriebe: Alternative Antriebe sind emissionsarme Alternativen zu reinen Diesel-Antrieben. So hat die DB zum Beispiel gemeinsam mit Siemens Mobility ein innovatives Wasserstoff-Gesamtsystem aus Tankstelle, Zug und Instandhaltungsinfrastruktur erprobt. Zudem werden Batteriezüge getestet und die dazugehörige Infrastruktur entwickelt. Batteriezüge haben einen Akkumulator an Bord, der wie eine wiederaufladbare Batterie funktioniert. Auf nicht elektrifizierten Strecken bezieht der Zug seine Energie aus der aufgeladenen Batterie, so dass er auch ohne Oberleitung klimafreundlich unterwegs ist.
Hebel 3: Umsetzung der Wärmewende
Auf dem Weg zu Net-Zero-Emissionen will die DB auch beim Thema Wärme keine fossilen Energieträger mehr nutzen. Dafür arbeitet sie an verschiedenen Konzepten und Maßnahmen. Konkret bedeutet das: Erreichen Ölheizungen das Ende ihres Lebenszyklus, werden sie nicht 1:1 ausgetauscht, sondern durch klimafreundliche Alternativen ersetzt.
Zudem führt die Deutsche Bahn Standortanalysen durch und erarbeitet konkrete Ausstiegspläne sowie einen Umsetzungspfad bis 2040. Alternativen zu fossilen Anlagen sind dabei zum Beispiel Wärmepumpen oder Geothermie.
Hebel 4: Steigerung der Energieeffizienz
Die Deutsche Bahn will den Anteil an Ökostrom im Konzern nicht nur kontinuierlich ausbauen. Sie will die eingesetzte Energie auch möglichst effizient nutzen. Denn der umweltfreundlichste Strom ist immer noch der, der gar nicht benötigt wird.
Eine zentrale Stellschraube ist dabei das Konzernprogramm Grüne Bahntechnik. Hier treibt der Konzern den Wandel zu einer nachhaltigen und wirtschaftlichen Bahnproduktion auf Fahrzeug- und Infrastrukturseite voran. Eine grüne Bahnproduktion wirkt sich nicht nur positiv auf die finanziellen Mittel der DB aus. Sie sorgt auch für relevante Einsparungen bei den CO2e-Emissionen.
Effiziente Fahrzeuge: Um die Energieeffizienz beim Fuhrpark zu erhöhen, setzt die DB unter anderem auf eine fahrgastunabhängige Klimaanlagensteuerung, die Schulung von Lokführer:innen in energiesparendem Fahren und durch die Rückführung von Bremsenergie in die Oberleitungen. Zudem werden die technischen Grundlagen für zukünftige energieeffiziente Prozesse geschaffen.
Effiziente Infrastruktur: Um die Produktivität von stationären Assets zu erhöhen, automatisiert die DB manuelle Arbeitsschritte und optimiert Prozesse. So helfen selbstschließende Hallentore dabei, Wärmeverluste zu reduzieren und Heizenergie zu sparen. Und auch die Einführung innovativer Lacksysteme zur Trocknung bei Raumtemperatur sorgt für Einsparungen bei Energiekosten und CO2e-Emissionen.
Reduktion Scope 3-Emissionen
Wie alle großen technikgetriebenen Unternehmen muss die Deutsche Bahn ihre Scope 3-Emissionen in den kommenden Jahren deutlich reduzieren. Da es sich bei Scope 3 jedoch um indirekte Emissionen entlang der Wertschöpfungskette handelt, lassen sich diese nicht unmittelbar durch den Konzern vermeiden oder reduzieren. Daher arbeitet die DB hier unter anderem eng mit ihren Lieferanten und Geschäftspartnern zusammen, um gemeinsam Lösungen zu finden.