Rund 33.000 Kilometer umfasst das Streckennetz der Deutschen Bahn. Ein Großteil davon grenzt an umliegende Waldflächen. Viele Bäume, Sträucher und Pflanzen haben hier ihren Lebensraum. Um diesen zu wahren und gleichzeitig dafür zu sorgen, dass unsere Züge zuverlässig und sicher unterwegs sind, setzen wir auf ein nachhaltiges Vegetationsmanagement. Dazu zählt ein koordiniertes Zusammenspiel verschiedener Maßnahmen im und am Gleis.
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glyphosatfrei seit 2023
So haben wir als Deutsche Bahn unser Versprechen umgesetzt und verzichten seit 2023 in Deutschland komplett auf den Einsatz von Glyphosat. Darüber hinaus treiben wir auch alternative mechanische und digitale Verfahren voran.
Nachhaltig geplant und umgesetzt
Die Sicherheit unserer Reisenden hat für uns oberste Priorität. Daher achten wir darauf, dass Sträucher und Bäume an unseren Strecken so beschnitten werden, dass sie nicht in die Gleise hineinragen oder die Sicht auf Signale einschränken. Aus diesem Grund schneiden wir jeweils sechs Meter rechts und links der Gleise den Bewuchs ganzjährig zurück. Aber auch Bäume und Gehölze hinter dieser sogenannten Rückschnittzone haben wir im Blick. Sind diese krank, morsch oder sturmanfällig, werden sie von unseren Vegetationsexpert:innen zurückgeschnitten oder entnommen. Dabei achten wir streng auf die Vorgaben der Umwelt- und Naturschutzbehörden, damit beispielsweise die Brut- und Setzzeiten von Vögeln und Säugetieren nicht gestört werden.
Das Schnittgut wird meistens von uns gehäckselt und als wertvolle Biomasse zurück in die Natur gegeben. Verwertbares Holz wird am ganzen Stück oder als Holzhackschnitzel vermarktet. Die übrigen Stämme und Äste werden in sicherer Entfernung abgelegt, wo sie einen wertvollen Lebensraum und Rückzugsort für kleinere Tiere bieten.
Innovative und digitale Forsttechnik im Einsatz
Bei der Inspektion und Pflege der angrenzenden Waldflächen sind hunderte von Fahrwegpfleger:innen und Förster:innen bei der DB im Einsatz. Zusätzliche Unterstützung erhalten sie aus dem All. Denn um den Baumbestand ganzjährig im Blick zu behalten, nutzen wir Satellitendaten, die mittels künstlicher Intelligenz zu digitalen Vegetationskarten verarbeitet werden. So können wir sturmanfällige Bäume schneller erkennen und das Schienennetz noch robuster und wetterfester machen.
Wir haben für jeden Anwendungsfall die passende Technik im Einsatz: Von einem 12-Tonnen-Schreitbagger, der besonders für das Arbeiten an Steilhängen und auf unwegsamem Gelände geeignet ist, über den Rückschnitt per Helikopter und fliegender Säge bis hin zur ferngesteuerten Mulchraupe – unser Werkzeug- und Maschinenpool verfügt über zahlreiche innovative Lösungen.
Innovativer Maßnahmen-Mix für mehr Nachhaltigkeit
Auch im Gleis sorgen wir dafür, das Pflanzen nicht unkontrolliert wachsen. Denn die Wurzeln von Pflanzen können das Gleisbett lockern und so dessen Stabilität gefährden. Als Deutsche Bahn verzichten wir seit 2023 in Deutschland komplett auf den Einsatz von Glyphosat. Für ein nachhaltiges Vegetationsmanagement setzen wir daher auf ein koordiniertes Zusammenspiel verschiedener Maßnahmen.
Ein Bestandteil dieses Maßnahmenmix ist der gezielte Einsatz von chemischer Vegetationskontrolle. Mit der Nutzung von Pelargonsäure steht uns eine ökologische Alternative zur Verfügung. Bei Pelargonsäure handelt es sich um einen Wirkstoff natürlichen Ursprungs. Er gilt als leicht biologisch abbaubar und ist für Bienen ungefährlich. Pelargonsäure wirkt nur dort, wo es aufgebracht wird. Das heißt: Behandelte Pflanzenteile sterben zwar ab, die Wurzel der Pflanze bleibt aber unberührt. Die Zulassung von Pelargonsäure erfolgte im Februar 2023 durch die zuständigen Behörden und im Dialog mit den Umweltverbänden. Mit dem vollständigen Ausstieg aus Glyphosat in Deutschland im Jahr 2023 setzen wir als DB ein deutliches Zeichen für den Umwelt- und Naturschutz.
Neben der chemischen Vegetationskontrolle treiben wir verstärkt auch alternative Verfahren voran. Dazu zählt neben dem Einsatz von digitalen Verfahren auch die technische Weiterentwicklung mechanisch-manueller Methoden, wie halbautonomen Mähraupen. Dabei stehen wir in intensivem Austausch mit anderen europäischen Bahnen. Für den Einsatz im Bahnbetrieb stehen diese innovativen Verfahren aktuell aber noch nicht zur Verfügung.
Halbautonome Mähraupe
Das funkferngesteuerte Mähfahrzeug ist besonders schmal. Integrierte Sensoren sorgen außerdem dafür, dass die Mähraupe immer einen ausreichenden Abstand zum Gleis einhält. Dadurch lassen sich vor allem Randwege effizient bearbeiten.
Schotterbürste
Die Schotterbürste ist eine sich drehende Bürste, die den Schotter im Gleisbett abbürstet und reinigt und so den Bewuchs reduzieren soll. Als Aufsatz kann die Schotterbürste an verschiedene Gleisarbeitsfahrzeuge montiert werden.
Electro Weeding
Beim Electro Weeding handelt es sich um ein sogenanntes thermisches Verfahren. Berührt das Werkzeug eine Pflanze, fließt Strom. Dadurch erhitzt sich das in der Pflanze befindliche Wasser und die Pflanze samt Wurzel beginnt von innen zu welken. Das Electro-Weeding eignet sich insbesondere für Pflanzenarten, die sich überdurchschnittlich schnell ausbreiten und schwer einzudämmen sind.
Pflanzenerkennung mittels Künstlicher Intelligenz
Damit wir unsere Aktivitäten im Vegetationsmanagement effizient und rechtssicher planen können, haben wir das Digitale Vegetationsmanagementsystem (DVM) entwickelt. Eine innovative Komponente des Systems ist das Bewuchsmonitoring mittels KI. Dafür werden bestimmte Strecken gefilmt. Ein KI-basierter Algorithmus wertet die Streckenvideos aus und zeigt an, welche Flächen im Bereich des Gleisbettes bewachsen sind. So können unsere Kolleg:innen besser priorisieren und entscheiden, mit welcher Methode der Bewuchs am sinnvollsten beseitigt werden kann.
Für unsere KI-Lösung BiGEye (BiG; Bewuchs im Gleis) haben wir 2023 den „KI Innovation Award“ vom KI-Bundesverband und dem F.A.Z.-Institut gewonnen.
Gut ausgerüstet gegen invasive Arten
Damit unsere Mitarbeitenden bei der täglichen Arbeit gut ausgerüstet sind, hat für uns der Arbeits- und Gesundheitsschutz oberste Priorität. Beispielsweise im Umgang und beim Kontakt mit sogenannten invasiven Arten - hierzu zählen Pflanzen wie die Herkulesstaude, Japanknöterich oder Ambrosia. Diese gebietsfremden Arten breiten sich überdurchschnittlich schnell aus und können für die Infrastruktur oder die heimische Fauna und Flora aber auch für den Menschen zum Problem werden. Daher ist ein sensibler Umgang mit ihnen erforderlich Die Kolleg:innen vor Ort werden über das Gefahrenpotenzial der jeweiligen Art informiert und sind darin geschult, wie diese behandelt werden müssen.