Ein Großteil der Flüsse in Deutschland ist ausgebaut und begradigt, was die Gemeinschaften aus Fischen, Pflanzen und Kleintieren in vielen Fließgewässern deutlich verändert hat. Mit der Renaturierung von begradigten Flussläufen lässt sich das ursprüngliche Flussbett und -ufer wiederherstellen.
Für uns als Deutsche Bahn sind Renaturierungsmaßnahmen mehr als eine bloße Ersatzmaßnahmen. Denn biologische Vielfalt ist ein schützenswertes Gut. Daher arbeiten wir an nachhaltigen Lösungen für ein vielfältiges Ökosystem. So haben wir im Zuge des Ausbaus der Rheintalbahn in Baden-Württemberg die Flüsse Elz, Kinzig, Dreisam und die Schutter aufgewertet. Selten gewordene Fischarten wie zum Beispiel der atlantische Lachs, Döbel, Schneider und Hasel finden dort nun wieder artgerechte Lebensräume vor.
Fischtreppen als Schwimmhilfen
Wenn Fische laichen wollen, also ihre Eier ablegen, schwimmen sie am liebsten flussaufwärts Richtung Quelle. Oft ist ihnen dieser Weg aber versperrt, weil in der Vergangenheit Staudämme oder Wasserfälle ins Wasser gebaut wurden. Um den Fischen ihre natürliche Wanderung wieder zu ermöglichen, errichten wir deshalb sogenannte Fischtreppen, wie beispielsweise an einem Abschnitt der Schutter und an einem Abschnitt der Kirnau.
Auf einer Länge von rund 17 Metern bauen wir an der Kirnau in Abstimmung mit der zuständigen Wasserbehörde fünf terrassenartig angelegte Becken aus Riegelsteinen. Mit Hilfe dieser Becken entsteht eine Art Auf- und Abstiegsanlage, durch die das Gefälle reduziert wird. Die Fische können so den Höhenunterschied besser überwinden und auch Arten den Aufstieg bewältigen, die anfällig für Strömungen sind. Damit bieten wir den in der Kirnau beheimateten Bachforellen, Groppen und Bachneunaugen zukünftig zahlreiche Wanderungs- und Rückzugsmöglichkeiten.
Die Maßnahme ist Teil des Renaturierungsprojekts im Zuge der Erneuerung der Eisenbahnbrücke über die Kirnau in Osterburken.
"Fischkindergarten" in der Nidda
Im Zuge der Gleisbauarbeiten zwischen Frankfurt West und Friedberg haben wir die Niddabrücke in Bad Vilbel neu errichtet. Für die Bauarbeiten mussten Kiesbänke aufgeschüttet werden. Nach Abschluss der Arbeiten haben wir den Kies im Flussbett so moduliert, dass dort neue Laichplätze und Flachwasserzonen für Fischarten wie Barben, Rotaugen, Schneider und Hasel entstanden sind.
Darüber hinaus haben wir im Flusslauf eine sogenannte Buhne errichtet. Dabei handelt es sich um eine Art Damm, der die Strömung des Flusses lenkt und die Fließgeschwindigkeit des Wassers regelt. Die entstandenen Ruhezonen nutzen die Fische als Rastplatz auf ihrer Frühjahrswanderung zu den Laichplätzen.
Renaturierung in Praunheim und Eschersheim
Für den Bau der neuen S-Bahn Gleise im Projekt Frankfurt West und Friedberg lassen sich Eingriffe in die Natur nicht vermeiden. Als Ersatz schaffen wir Lebensräume an anderer Stelle. In Praunheim beispielsweise renaturieren wir gemeinsam mit unseren Partner:innen ein altes Niddawehr, indem wir den vorhandenen Fischweg als Rampe umbauen und so für eine höhere Durchströmung des Flussbetts sorgen. In Eschersheim legen wir das Bachbett des Urselbachs auf einer Länge von rund 400 Metern tiefer und verbreitern es, damit das Wasser dort besser fließen kann. Mit den Renaturierungsarbeiten sorgen wir dafür, dass sich mehr Fische ansiedeln und steigern die Artenvielfalt nachhaltig.