Ein Güterzug unterfährt eine Brücke. | © DB AG / Oliver Lang

Zu 100 Prozent auf leisen Sohlen unterwegs

Um die Klimaziele Deutschlands zu erreichen, muss der CO2-Ausstoß im Verkehrssektor bis zum Jahr 2030 um mindestens 42 Prozent gesenkt werden. Ein wichtiger Hebel dafür ist die Schiene, insbesondere auch der schwere Schienengüterverkehr. Ein Güterzug ersetzt bis zu 52 Lkw und verursacht dabei pro Tonnenkilometer rund 80 Prozent weniger Treibhausgasemissionen.

Bislang werden etwa 18 Prozent der Güterverkehrsleistung vom Schienengüterverkehr übernommen: Rund 180.000 Güterwagen von in- und ausländischen Wagenhaltern und Bahnen bringen in Deutschland Rohstoffe, Fertigwaren und Vorprodukte umweltfreundlich von A nach B. Rund ein Drittel der Wagen gehören DB Cargo. Es ist unser Anspruch, Güterwagen stetig leiser zu machen. Um unser Lärmschutzziel 2020 zu erreichen, haben wir unsere Anstrengungen im vergangenen Jahr noch einmal verstärkt. Waren Ende 2019 noch 57.644 Güterwagen von DB Cargo mit einer Flüsterbremse ausgerüstet, ist jetzt die komplette aktive Flotte in Deutschland mit der leisen Technologie ausgestattet und damit 60.180 Güterwagen – zusammen mit angemieteten Wagen sogar rund 63.000 Güterwagen.

Damit wir unser Ziel umsetzen konnten, hat DB Cargo in den vergangenen Jahren ausschließlich moderne Güterwagen mit Flüsterbremsen angeschafft. Insgesamt mehr als 10.000 neue leise Wagen sind jetzt unterwegs. Über 50.000 Bestandsfahrzeuge wurden zudem umgerüstet. Im Brandenburger DB Cargo-Werk Seddin haben wir im Dezember 2020 den letzten Güterwagen mit leisen Bremsen ausgestattet.

Mit dem Lärmabhängigen Trassenpreissystem (LaTPS) hat die DB Netz AG gemeinsam mit dem Bund einen wichtigen Beitrag zur flächendeckenden und dauerhaften Reduzierung des Schienenverkehrslärms geleistet. Das LaTPS der DB Netz AG setzt dabei Anreize für den Einsatz von leisen Güterwagen und fördert im Besonderen den Einsatz umgerüsteter Bestandsgüterwagen mit einem Bonus in Höhe von 0,5 Cent je Achskilometer. Die Finanzierung des Bonus erfolgt durch den Sektor selbst. Dabei ist ein Malus zu zahlen, der beim Einsatz von Zügen mit herkömmlichen Bremssystemen als Aufschlag auf den Trassenpreis anfällt. Das LaTPS ist im Dezember 2020 planmäßig nach acht Jahren Laufzeit ausgelaufen. In der Netzfahrplanperiode 2019/2020 wurden rund 12,7 Millionen Euro an LaTPS-Boni ausgezahlt.

Gleichzeitig hat der Bund den Wagenhaltern für die Umrüstung der Bestandsgüterwagen, die in Deutschland verkehren, etwa 150 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Neben dieser nationalen Förderung gibt es zusätzlich eine begrenzte Förderung aus den europäischen Mitteln der "Connecting Europe Facility (CEF)".

Glatte Oberflächen reduzieren den Lärm

Ist ein Zug mit leiser Bremstechnologie ausgestattet, macht sich das im ganzen Schienennetz bemerkbar. Dann wird der Lärm direkt an der Quelle bekämpft – dem Rollgeräusch der Wagen. Traditionell werden Güterwagen mit Klötzen aus metallischem Grauguss gebremst. Diese rauen die Laufflächen der Räder auf, Geräusche beim Rollen der Fahrzeuge sind die Folge. Bei der Umrüstung werden die herkömmlichen Graugussbremssohlen gegen Verbundstoffbremssohlen ausgetauscht, die sogenannten LL-Sohlen. Die LL-Sohlen können ohne aufwendigen Umbau und ohne Neuzulassung des Bremssystems gegen die Graugusssohlen getauscht werden. Sie sorgen für glatte Radlaufflächen, und das Rollgeräusch in der Vorbeifahrt reduziert sich im Vergleich zu einer Graugusssohle um 10 dB(A). In der menschlichen Wahrnehmung entspricht das einer Halbierung des Lärms.