Wenn die Deutsche Bahn im Rahmen von Baumaßnahmen in die Natur eingreifen muss, siedelt sie betroffene Tiere um. Dabei kommen neben klassischen Kartiermethoden auch zertifizierte Artenspürhunde zum Einsatz.
Artenschutz spielt bei den Bauprojekten der DB eine wichtige Rolle. Vor Baubeginn wird deshalb eine Begehung des Geländes, eine sogenannte Artenkartierung durchgeführt. Dabei wird festgestellt, ob geschützte Tiere vor Ort leben und es können gegebenenfalls geeignete Schutzmaßnahmen eingeleitet werden. In der Regel begehen DB-Fachleute das Gebiet und halten Ausschau nach tierischen Grundstücksbewohnern, wie Zauneidechsen und Fledermäusen. Allerdings ist das Sehvermögen der Menschen begrenzt. Oft sind Bauwerke verwinkelt und das Gelände stark bewachsen. Auch sind die Tiere zu bestimmten Tages- oder Jahreszeiten inaktiv.
An dieser Stelle kommen die Artenspürhunde der DB ins Spiel. Sie haben gelernt, die verschiedenen Tierarten zuverlässig zu erschnüffeln – auch wenn diese vor Ort gar nicht zu sehen sind. So lokalisiert beispielsweise ein Artenspürhund auch im Winter bei Minustemperaturen die Winterquartiere von Eidechsen. Dafür wird in einer Klimakammer geprüft, wie zuverlässig die Artenspürhunde auch bei verschiedenen Witterungsbedingungen arbeiten.
Spezielle Ausbildung für Hund und Mensch
Die Artenspürhunde der DB durchlaufen eine spezielle Ausbildung. So lernen sie zum Beispiel mit Hilfe einer sogenannten Scentbox, die Geruchsspuren von Zauneidechsen, Schlingnattern und Co. zu erkennen. Und auch ihre Begleiter:innen werden geschult – unter anderem in der Biologie der Zielarten und im Kartieren ohne Hund. Die Ausbildung dauert rund zwölf Monate und endet mit einer theoretischen sowie praktischen Prüfung. Sie qualifiziert Mensch und Hund für die Kartierarbeiten. Seit dem Start des Projektes im Jahr 2021 wurden bereits zehn Hunde ausgebildet (Stand: Ende 2024). Weitere Artenspürhunde sind momentan in Ausbildung.
Als Team im Einsatz auf der Baustelle
Bereits während der Ausbildung wird aus Kartierer:in und Hund ein Team. Gemeinsam unterstützen sie bei laufenden Bauprojekten und helfen dort bei der Artenkartierung. So wie beispielsweise beim geplanten Bau des neuen ICE-Werkes in Dortmund: Hier wurde nach Fledermäusen und Zauneidechsen, Gelbbauchunken und Schlingnattern gesucht. Dafür waren die Vierbeiner mit ihren Hundeführer:innen drei Tage lang auf dem 25 Hektar großen Gelände unterwegs. Auch beim Bau der neuen S-Bahn-Stammstrecke in München waren die Hunde im Einsatz.
Artenkartierung digital
Mit ihren feinen Nasen erschnüffeln die Artenspürhunde das, was dem menschlichen Auge oft entgeht. Sie arbeiten schnell, präzise und fast unabhängig von Witterung und Aktivitätszeiten der geschützten Tiere. Damit ergänzen sie die herkömmlichen Kartierungen perfekt. Einen Fundort erfassen die Kartierer:innen mit den Koordinaten auf einem Tablet und speichern diese in einer Datenbank. So wird nachgehalten, welche Tiere wo auf dem Gelände leben, und es kann sichergestellt werden, dass die entsprechenden Arten rechtzeitig vor Baubeginn umsiedeln.