Bei Baumaßnahmen und Sanierungsarbeiten an der Infrastruktur lassen sich Eingriffe in die Natur nicht immer vermeiden. Da Eidechsen an Bahndämmen oft geeignete Lebensräume finden, werden sie daher bei Bedarf umgesiedelt.
Eidechsenareal im Landschaftspark Herzberge
So wurden zahlreiche geschützte Zauneidechsen vom Gelände des ehemaligen Rangierbahnhofs und Bahnbetriebswerks in Berlin-Schöneweide umgesiedelt. Auf dem rund 40 Hektar großen Areal ist ein neues Gewerbegebiet entstanden. Die Eidechsen haben unter anderem im Landschaftspark Herzberge ein neues Zuhause gefunden.
Ausweichquartiere bei Großbauprojekten
Beim Großprojekt Stuttgart-Ulm wurden rund 100 Zauneidechsen in alte Weinberge an der Murr oder in vorübergehende Ausweichquartiere umgesiedelt. Darüber hinaus hat die Deutsche Bahn tausende Mauereidechsen aus dem Gebiet des ehemaligen Güterbahnhofs Stuttgart-Untertürkheim in die nahegelegene Feuerbacher Heide umgesiedelt. Dort wurden zahlreiche Steinwälle errichtet, die den Tieren als neues Zuhause dienen.
Neue Lebensräume in Köln-Zollstock
In Köln-Nippes, wo das erste klimafreundliche ICE-Instandhaltungswerk betrieben wird, hat die Deutsche Bahn rund 150 ansässige geschützte Zauneidechsen vor Baubeginn umgesiedelt. Sie haben auf einer rund 17.000 Quadratmeter großen Fläche im benachbarten Köln-Zollstock ihr neues Zuhause gefunden.
Ersatzlebensräume in der Oberlausitz
Im Zuge der Modernisierung der Linie Knappenrode-Horka in der Oberlausitz hat die Deutsche Bahn rund 3.500 Eidechsen ein neues Dach über dem Kopf errichtet und fast 45 Ersatzlebensräume für Sandeidechsen und Schlingnattern geschaffen. Sie wurden alle von Reptilienexpert:innen professionell umgesiedelt.
Umsiedlung an der S-Bahn Leverkusen
Aufgrund von Bauarbeiten zwischen den S-Bahn-Stationen Leverkusen-Rheinsdorf und Langenfeld hat die Deutsche Bahn rund 30 Zauneidechsen umgesiedelt. Nahe der Bahnstrecke wurde ein artgerechtes Habitat mit Kies, Sand und Totholz errichtet, das mithilfe eines Zaunes vom Baugebiet getrennt ist. Wenn die Baumaßnahmen beendet sind, können die Tiere in ihr früheres Habitat zurückwandern.
Forschungsprojekt für mehr Reptilienschutz
Im Rahmen einer Studie mit dem Museum für Naturkunde Berlin hat die Deutsche Bahn rund 80 Eidechsen mit Telemetrie-Sendern ausgestattet und über ein Jahr lang beobachtet. Durch die Analyse der Bewegungsdaten weiß man nun, wann und wo sich die Tiere am Gleis aufhalten und wie groß ihre Streifgebiete sind. Morgens wärmen die Eidechsen sich beispielsweise gern auf den warmen Schottersteinen auf. Der Bahnbetrieb gefährdet sie dabei nicht. Auch eine Überquerung der Gleise ist nicht gefährlich für die Tiere, kommt aber nur sehr selten vor. Ab Ende Juli und Anfang August konnten bei einzelnen Zauneidechsen außerdem kleine Wanderungen beobachtet werden, bei denen sie das zuvor besiedelte Habitat am Gleis verließen und bis zu 100 Meter in den angrenzenden Wald oder den Waldrand abwanderten. Mit diesen Ergebnissen kann die Deutsche Bahn die kleinen Reptilien bei anstehenden Bauarbeiten künftig noch besser schützen.