Nichts ist unendlich – erst recht nicht unsere Ressourcen. Daher setzt die Deutsche Bahn Rohstoffe sparsam ein und hält sie so lange wie möglich im Kreislauf. Unter dem Dach der DB Bahnbau Gruppe macht das DB-eigene Start-up encore genau das möglich. encore schenkt alten Batterien aus E-Fahrzeugen als Speicher für erneuerbare Energien ein zweites Leben.
Batterien von gestern für grüne Energie von morgen
Lithium-Ionen-Batterien haben sich als Schlüsseltechnologie für die Elektromobilität etabliert. Ihre Kapazität ist allerdings begrenzt. Viele Hersteller tauschen die Batterien aus, wenn ihre Leistung auf rund 70 Prozent sinkt. Doch auch wenn die Batterien für den Einsatz in Fahrzeugen nicht mehr ausreichen, haben sie noch immer genug Power für andere Zwecke. Das hat encore erkannt und baut deshalb aus den alten Batterien Speicher für erneuerbare Energien. Diese Second Life Batteriespeicher können Energie aus Solar-, Wind- oder Wasserkraft speichern und damit je nach Anwendungsfall noch bis zu zehn Jahre im Einsatz sein. So können die Batteriespeicher zum Beispiel einspringen, wenn ungeplante Stromausfälle auftreten und Strom liefern, wenn der Energiebedarf besonders hoch ist.
Wertvolle Rohstoffe im Kreislauf halten
Die Second Life Batteriespeicher leisten einen wertvollen Beitrag zum Ressourcenschutz. Indem encore alte Batterien wiederverwendet und deren Lebensdauer verlängert, werden weniger Primärrohstoffe benötigt. So wird etwa der Abbau nicht erneuerbarer Ressourcen wie Lithium, Nickel oder Kobalt vermieden, die für die Neuproduktion von Batteriespeichern benötigt werden.
Second Life Batteriespeicher mit E-Autobatterien
Für den Bau der Second Life Speicher kauft das Start-up alte Batterien von einem Autohersteller und bereitet diese wieder auf. Dabei übernimmt encore den kompletten Prozess von der Demontage der Batteriepacks über die Fertigung der Speichermodule bis hin zu Installation, Betrieb und Wartung. Den Transport zu den Produktionsstätten von encore in Deutschland übernimmt DB Cargo Logistics. Das erste dieser Batteriespeichersysteme wurde im Juli 2022 am EUREF-Campus in Berlin in Betrieb genommen. Es ist dort Teil des Micro Smart Grid, einem Stromnetz, in dem unterschiedliche Energiequellen, Verbraucher und Speicher intelligent miteinander verknüpft sind. Insgesamt 24 Batteriemodule aus insgesamt sechs E-Fahrzeugen wurden dort verbaut.
Erstes ICE-Werk mit Speicher ausgerüstet
Das ICE-Werk in Leipzig wurde im Mai 2025 mit einem Second Life Speicher in Kombination mit einer Photovoltaikanlage ausgestattet. Insgesamt 30 gebrauchte Batteriemodule aus acht Elektroautos wurden dafür wiederverwendet. Über die Batterie wird der Solarstrom gespeichert, der beispielsweise dann zum Einsatz kommt, wenn der Energiebedarf im Werk besonders hoch ist. Dafür kommuniziert der intelligente Batteriespeicher mit der PV-Anlage und überwacht kontinuierlich den Strombedarf des Werks. Rund ein Viertel des Strombedarfs des ICE-Werks kann mit dem Batteriespeicher und der PV-Anlage gedeckt werden.
Auch am Bahnhof Zorneding in Bayern sorgt ein Second Life Speicher in Kombination mit einer Photovoltaik-Anlage für klimafreundliche Energieversorgung. Am Tag speichert er den Solarstrom aus der PV-Anlage und stellt diesen bei Bedarf wieder zur Verfügung. Zukünftig könnten solche Speicher auch einspringen, wenn kurzfristige Stromausfälle die Sicherheit des Bahnsystems gefährden und beispielsweise in digitalen Stellwerken herkömmliche Notstromaggregate auf Diesel-Basis ersetzen.
Darüber hinaus will encore nicht nur E-Fahrzeugbatterien von externen Herstellern verbauen, sondern in Zukunft auch Batterien aus dem DB-eigenen E-Fahrzeugpool einsetzen und ihnen damit ein zweites Leben schenken.