Einer der neuen Ökopflastersteine an einem Bahngleis.  | © DB AG / Faruk Hosseini

Ökopflastersteine im Einsatz

Die Deutsche Bahn will bis 2040 klimaneutral werden. Um dieses Ziel zu erreichen, setzt sie auf unterschiedliche Hebel und Maßnahmen – dazu zählt auch der Einsatz innovativer und ressourcenschonender Baustoffe. Mit Recyclingmaterialien und durch die Erprobung neuer Ökobetone und Bindemittel sollen Bahnhöfe künftig klimafreundlicher gestaltet werden – zum Beispiel mit dem Einsatz von Ökopflastersteinen auf den Bahnsteigen oder auf dem Bahnhofsvorplatz. 

Früher Bauschutt, heute Recycling-Pflasterstein 

Ökopflastersteine tragen ihren Namen nicht umsonst. Sie werden in innovativen und umweltfreundlichen Produktionsverfahren hergestellt, bei denen unter anderem erneuerbare Energien und aufbereitetes Regenwasser genutzt werden. Zudem kommt sogenannter Betonsteinsplitt zum Einsatz. Bis zu 40 Prozent des Materials, das früher im Straßenbau endete, findet sich als Recyclingmaterial in den Ökopflastersteinen wieder, die bei der DB seit 2014 zum Einsatz kommen. Seitdem wurden bereits mehrere Verkehrsstationen mit den Recyclingsteinen gepflastert – zum Beispiel bei der Westfrankenbahn und auf den Bahnhöfen Weiterstadt, Laudenbach (Württ) und Sulzbach (Main). 

Pilotprojekt Südkreuz: Praxistest für klimafreundliche Ökobetone 

Der hohe Zementanteil im Beton ist ein wesentlicher Treiber der CO2-Emissionen beim Bau von Infrastrukturanlagen und Gebäuden. Weltweit werden pro Jahr Milliarden Tonnen Beton produziert. Als Bindemittel fungieren sogenannte Zementklinker. Diese werden bei Spitzentemperaturen von 1.450 Grad im sogenannten Drehrohrofen gebrannt. Hierbei wird das Calciumcarbonat aus dem Kalkstein zu Calciumoxid und Kohlenstoffdioxid umgesetzt. Bei diesem Prozess wird der Hauptteil der CO2-Emissionen der herkömmlichen Betonherstellung verursacht. Rund ein Drittel der CO2-Emissionen verursacht das Aufheizen der Öfen – zum Beispiel mit Hilfe von Kohle und Erdgas. Die restlichen zwei Drittel entstehen durch die chemische Reaktion.

10 m² innovative Ökobetone
am Bahnhof Berlin-Südkreuz

Um die CO2-Emissionen beim Bau künftig zu senken, testet die DB InfraGO in einem Pilotprojekt am Bahnhof Südkreuz in Berlin daher neue ökologische Betone. Diese Ökobetone, zeichnen sich durch einen reduzierten Klinkeranteil, alternative Materialien und eine energieschonende Herstellung aus und produzieren im Vergleich zum Branchendurchschnitt bis zu 60 Prozent weniger CO2. Auf einer Fläche von rund zehn Quadratmetern wurden neun Bodenbeläge von sechs Herstellern verlegt. Die Erprobung startete im April 2025 und erstreckt sich über einen Zeitraum von zwölf Monaten. So können alle Witterungsbedingungen von Sommerhitze bis Winterfrost berücksichtigt und ihre Wirkung auf mechanische Eigenschaften wie den Frost-Tausalz-Widerstand, die Abriebfestigkeit und Rutschhemmung sowie auf die optische Beständigkeit untersucht werden. 

Neben den klimaoptimierten Betonen liegen in der Mitte der Testfläche auch Solarbeläge aus. Als Referenzfläche ist zudem noch ein Pflasterstein mit einem 25-prozentigem Recyclinganteil verbaut, der bereits standardmäßig bei der DB verbaut wird 

Ökobeton-Testfläche auf dem Bahnhofsvorplatz am Berliner Südkreuz

Materialien und Verfahren im Fokus:

Alkalisch-aktivierte Bindemittel

Alkalisch-aktivierte Bindemittel (AABs) – sogenannte Geopolymere – sind alternative Bindemittel zur Herstellung zementklinkerfreier Materialien. Dazu zählen beispielsweise Hüttensande, Flugaschen oder Schlacke in Kombination mit einer alkalischen Aktivierungslösung. Das verursacht bei der Produktion deutlich weniger CO2-Emissionen als bei herkömmlichem Zementeinsatz.

Im Pilotprojekt kommen verschiede Bodenbeläge mit alkalisch aktivierten Bindemitteln zum Einsatz. Die verwendeten Materialien sind im Kernbeton zementfrei und tragen somit laut Herstellerangaben zu einer durchschnittlichen Reduktion der CO2-Emissionen um bis zu 60 Prozent im Vergleich zum Branchendurchschnitt bei.

Verprobt werden folgende Bodenbeläge:
•    RINN Klimastein
•    KANN PROKLIMA
•    Berding beClimate 
•    Kronimus Stein mit zementfreiem Hinterbeton 


Die Bodenbeläge zeichnen sich durch hohe Festigkeit, chemische Beständigkeit und Langlebigkeit aus.

Klinkerreduzierte Zemente

Neben Klinkeralternativen wurden auch Bodenbeläge mit reduziertem Klinkeranteil eingebaut. So lassen sich etwa durch den Einsatz weiterer Hauptbestandteile wie Kalkstein, Hüttensand, Flugasche und Vulkanasche die CO2-Emissionen in der Produktion weiter senken. Je nach Zusammensetzung wird zwischen sechs Zementklassen (CEM I bis VI) unterschieden, wobei CEM I dem herkömmlichen Portlandzementklinker entspricht.  

Im Pilotprojekt kommt jeweils ein CEM II Bodenbelag der Firma Kronimus und des Unternehmens Lithonplus zum Einsatz. Beide sparen im Vergleich zum herkömmlichen Branchenmix rund 40 Prozent CO2 in der Produktion ein.

Weitere innovative Ansätze

Der KANN PROKLIMA Zero ist ein Betonstein, der Pflanzenkohle enthält. Diese wird durch die Erhitzung von Biomasse aus Rest- und Abfallstoffen unter Sauerstoffausschluss gewonnen. Der Einsatz dieser Kohle verbessert die Materialeigenschaften wie Feuchtigkeitsregulierung und Wärmedämmung und trägt dazu bei, den CO2-Fußabdruck des Betons zu senken. 

Die ausgelegten Platio Solarbeläge bieten gleich zwei Vorteile: Zum einen bestehen sie aus recyceltem Kunststoff, zum anderen ist in dem Bodenbelag eine Solarzelle integriert, die die Energie des einfallenden Sonnenlichtes sammelt. 

Durch die enge Zusammenarbeit mit den verschiedenen Herstellern will die DB herausfinden, welche Lösungen den Betriebsanforderungen gerecht werden und gleichzeitig Erfahrungen sammeln, um in Zukunft Bahnsteige und Bahnhofsvorplätze klimafreundlich zu bauen.