Der Transport von Gütern und Reisenden auf der Schiene funktioniert nicht geräuschlos. Deshalb will die Deutsche Bahn gemeinsam mit dem Bund die betroffenen Anwohnenden von Schienenverkehrslärm entlasten. Um neue Erkenntnisse für Lärmschutzmaßnahmen vor Ort zu gewinnen, engagiert sich die DB dabei in verschiedenen Forschungsprojekten und testet neue lärmmindernde Technologien.
Lärmschutzwand mit Durchblick
Herkömmliche Lärmschutzwände sind sehr ortsbildprägend und passen nicht überall ins Stadtbild. Die DB Bahnbau Gruppe hat daher gemeinsam mit dem Start-up Phononic Vibes eine innovative Lösung entwickelt. Das sogenannte MetaWindow ist eine transparente Lärmschutzwand aus Plexiglasmodulen, die sich optisch in die Umgebung einfügt und gleichzeitig vergleichbare schallabsorbierende Eigenschaften wie herkömmliche nicht-transparente Wände bietet. Die neue Lärmschutzwand kommt erstmalig im Rahmen einer Betriebserprobung im Großprojekt S4 in Hamburg an die Strecke. Bewährt sich das MetaWindow auch im Alltagsbetrieb, könnten zukünftig weitere transparente Lärmschutzwände zum Einsatz kommen.
Wie sich das MetaWindow optisch ins Stadtbild fügt, zeigt die nachfolgende Visualisierung.
EU-Forschungsprogramme Shift2Rail und Europe’s Rail
Ziel des europäischen Shift2Rail-Programms war es, neue Technologien und Lösungen für den Schienenverkehr zu entwickeln. Die DB hat sich gemeinsam mit anderen europäischen Bahnen, Unternehmen und Forschungsinstituten erfolgreich an Entwicklung sowie akustischer Bewertung innovativer Technologien und Methoden zur Lärmreduzierung beteiligt. Dazu zählte beispielsweise eine Virtual-Reality-Software, mit der sich verschiedene Lärmminderungsmaßnahmen audiovisuell erleben und vergleichen lassen. Auch wurden Methoden entwickelt, um einzelne Schallquellen besser berechnen und identifizieren zu können. So können Schienenfahrzeuge künftig noch leiser unterwegs sein. Im Projekt Rail4Earth des Folgeprogramms Europe’s Rail wird aktuell die Wirksamkeit von Maßnahmen zur Erschütterungsminderung untersucht.
Lärmschutztechnologien im Praxistest Im Jahr 2016 hat die Deutsche Bahn gemeinsam mit dem Verkehrsministerium die „Initiative Lärmschutz-Erprobung neu und anwendungsorientiert“ (I-LENA) ins Leben gerufen. Bis 2020 wurden darin von über 60 eingereichten Ideen für innovative Lärmschutztechnologien rund 30 ausgewählt und unter Praxisbedingungen erprobt. Dazu zählten unter anderem neuartige Lärmschutzwände sowie das verbesserte Schleifen und Dämpfen der Schiene. Außerdem wurden Technologien getestet, um das Kurvenquietschen und das Dröhnen von Eisenbahnbrücken sowie Baulärm zu mindern. Ziel von I-LENA war es, außergewöhnliche Konzepte und Ideen im Lärmschutz zu fördern und die Entwicklung anwendungsreifer, marktfähiger Produkte zu beschleunigen.
Innovative Güterwagen für weniger Lärm
Im Rahmen des Forschungsprojektes „Innovativer Güterwagen“ des Verkehrsministeriums hat die Deutsche Bahn zudem erfolgreich Technologien erforscht, um die Güterwagen noch leiser und energieeffizienter zu machen. Die Wagen wurden im Betrieb getestet und haben dabei rund 150.000 Testkilometer in ganz Europa absolviert. Neben einer verbesserten Umwelt- und Lärmbilanz konnte auch die Wirtschaftlichkeit gesteigert werden. Aktuell untersucht die DB, ob und wie diese Erkenntnisse für eine weitere Lärmminderung genutzt werden können.