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23.04.2020

Deutsche Bahn lässt Schlingnattern umziehen

Der Bahndamm Großen-Gießen ist in die Jahre gekommen. Weil die Böschung im Laufe der Zeit verrutscht, der Boden teilweise abgesackt und mehrere Oberleitungsmasten in Schieflage geraten sind, wird er bis Ende 2020 saniert. Bei den Vorarbeiten für die Sanierung ist die Deutsche Bahn auf Schlingnattern gestoßen - eine Schlangenart, die sich gerne an trockenen, sonnigen Orten ansiedelt. Sie gelten gemäß der europäischen Naturschutz-Richtlinie Fauna-Flora-Habitat (FFH) als streng zu schützende Art.

Nach dem Fund haben wir Umweltexperten damit beauftragt, ein Ausweichdomizil mitsamt Schutzzaun für die Reptilien anzulegen und sie dorthin umzuziehen. An neun Fangterminen wurden insgesamt fünf Nattern gefunden und auf das neue Gelände umgesetzt. Dies befindet sich ganz in der Nähe des Bahndamms, ist aber weit genug entfernt, damit die Tiere dort ungestört sind. "Wenn wir mit der Sanierung des Damms fertig sind, entfernen wir den Zaun, und die Schlangen können ihren Weg zurückfinden", sagt Mohammad Sayahzadeh, Projektleiter Konstruktiver Ingenieurbau bei DB Netz. Ob sie wieder an die Böschung ziehen oder einfach dort bleiben, wo sie jetzt sind, bleibt ihnen überlassen.

An Bahndämmen sind die Nattern ein eher seltener Gast. "Normalerweise finden wir entlang unserer Bahnstrecken Zauneidechsen, das ist der Standard", sagt Sayahzadeh. "Es ist erstaunlich, dass wir stattdessen auf die Schlangen gestoßen sind. Ich bin schon lange dabei, aber das war auch für mich das erste Mal." Mit den Nattern zogen außerdem auch zwei Blindschleichen um, die ebenfalls auf dem Bahndamm zu Hause waren.

Frischekur für den Lückenbach

Das neue Domizil für die Schlingnattern und Blindschleichen ist das eine. Ebenfalls auf der Liste von DB Netz steht außerdem die Ausgleichsmaßnahme, um die Baumrodungen am Bahndamm zu kompensieren. Denn Anfang des Jahres wurden am Damm zunächst drei Hektar Fläche gerodet, der dortige Baumbestand musste weichen. Der in der Nähe gelegene Lückenbach, der durch den Gießener Stadtteil Linden fließt, wird im Abschnitt "Rindsmühle" renaturiert, also in seinen ursprünglichen Zustand zurückversetzt. Wenn alles fertig ist, wird die Bepflanzung des Damms wiederhergestellt.