Wir als Deutsche Bahn werden bis 2040 klimaneutral sein. Deswegen stellen wir alle Weichen auf Klimaschutz. Dennoch können wir Güter und Personen nicht überall elektrisch ans Ziel bringen. Daher entwickeln wir grüne Lösungen beispielsweise für die Betankung unserer Dieselflotte auf Schiene und Straße.
Biokraftstoff im Güterverkehr
Im Schienengüterverkehr, wo große Lasten transportiert werden, fehlt es derzeit noch an technischen Lösungen, um vollständig auf Dieselmotoren zu verzichten. Deswegen arbeiten wir daran, unsere Dieselflotte mit alternativen Kraftstoffen zu betanken und vermindern so unsere Treibhausgas-Emissionen.
Unser Fokus liegt dabei auf Biokraftstoffen, wie beispielsweise dem sogenannten Hydrotreated Vegetable Oil (HVO). Dieser Kraftstoff wird aus biologischen Rest- und Abfallstoffen hergestellt. Für die Herstellung werden keine zusätzlichen Anbauflächen genutzt, die in Konkurrenz mit der Nahrungs- und Futtermittelproduktion stehen könnten. Außerdem ist uns wichtig, dass der Biokraftstoff frei von Palmöl ist. Im Vergleich zum herkömmlichen Diesel werden je nach Rohstoffzusammensetzung bilanziell rund 85 bis 90 Prozent weniger Treibhausgas-Emissionen verursacht. Denn bei der Verbrennung im Motor wird ausschließlich CO2 freigesetzt, welches der Atmosphäre zuvor beim Wachstum der Pflanzen entzogen wurde. Der Restanteil der Treibhausgas-Emissionen entsteht bei der Herstellung und dem Transport der Kraftstoffe, also in der Vorkette.
In Deutschland haben wir den Einsatz von HVO für die gesamte Cargo-Flotte unserer Rangier- und Streckendieselloks im Güterverkehr getestet und freigegeben. Die Ergebnisse sind durchweg positiv: Die Motoren funktionieren einwandfrei und auch die Leistungsfähigkeit wird durch den umweltfreundlichen Biokraftstoff nicht beeinflusst.
Grüne Tankinfrastruktur
Um unsere Loks mit dem neuen Kraftstoff zu versorgen, haben wir bereits mehrerer unserer Tankstellen umgestellt. Eine der größten Tankstellen bundesweit befindet sich am Rangierbahnhof in München-Nord. Hier tanken unsere Diesel- und Rangierloks ab sofort nur noch den klimafreundlichen Kraftstoff HVO. Davon profitiert vor allem DB Cargo: Rangierdienste und die Versorgung des bayerischen Chemiedreiecks können nun besonders umweltfreundlich erfolgen. Die Tankstelle kann aber auch von anderen Bahnunternehmen genutzt werden.
Klimafreundlicher Sylt Shuttle
Auch im DB Fernverkehr kommt der Biokraftstoff zum Einsatz. Sowohl die Autoreisezüge des Sylt Shuttles als auch die Personenzüge des Sylt Shuttle Plus betanken wir mit 100-prozentigem HVO. Damit vermeiden wir auf der Bahnstrecke zwischen Westerland und Niebüll jedes Jahr rund 7.500 Tonnen CO2. Der Einsatz von Biokraftstoff in den Zügen zwischen Westerland und Niebüll ist ein wichtiger Schritt beim Ausstieg aus dem Diesel. In Zukunft ist geplant, auch die wenigen verbliebenen Fernverkehrszüge, die aktuell mit Diesel unterwegs sind, auf Biokraftstoff umzustellen.
Grüner unterwegs im Regionalverkehr
Auch den Regionalverkehr machen wir für unsere Kund:innen noch klimafreundlicher. Im Regio-Netz Aulendorfer Kreuz und Donau-Ostalb schickt DB Regio und das Land Baden-Württemberg die ersten Züge mit 100-prozentigem HVO auf die Strecke. Die Dieselzüge müssen dafür nicht extra umgerüstet werden. Sie tanken an unserer Tankstelle in Aulendorf, die wir vollständig von Diesel auf Biokraftstoff umgestellt haben und die auch von anderen Bahnunternehmen genutzt werden kann.
In einem weiteren Pilotprojekt ist unsere DB-Tochter Kurhessenbahn und der Nordhessische VerkehrsVerbund (NVV) mit klimafreundlichem HVO unterwegs. Dafür hat DB Energie das Angebot an der Tankstelle in Kassel erweitert, sodass hier zusätzlich Biokraftstoff getankt werden kann. Auch die Regionalzüge der Schwarzatalbahn in Thüringen fahren in einem Pilotprojekt mit HVO. Betankt werden die Züge der Schwarzatalbahn an der Schienentankstelle in Katzhütte, die hierfür von DB Energie umgerüstet wurde.
Darüber hinaus schicken wir im Sauerlandnetz rund 20 Züge mit Biokraftstoff auf die Schiene. Dafür haben wir einen mobilen Tankcontainer in Fröndenberg aufgestellt, der die Triebzüge der Linie RB 54 mit HVO versorgt. Künftig wollen wir auch an weiteren Orten in ganz Deutschland Biokraftstoff einsetzen. So machen wir den ohnehin klimafreundlichen SPNV für unsere Fahrgäste noch grüner und attraktiver.
Auch in Bayern sind wir grün unterwegs: In einem Pilotprojekt fahren erstmals sieben Züge mit klimafreundlichem HVO bei der Südostbayernbahn. Sie sind auf der Gäubodenbahn von Neufahrn über Straubing nach Bogen und auf der Rottalbahn von Mühldorf nach Passau im Einsatz. Dafür hat DB Energie eine Tankstelle am Bahnhof in Straubing für die Betankung mit HVO ausgerüstet. Die Ausrüstung der Tankstelle haben wir gemeinsam mit dem Freistaat Bayern finanziert. Die Mehrkosten für den HVO-Kraftstoff übernimmt der Freistaat für ein Jahr.
Bei der Mittelfrankenbahn setzen wir ebenfalls auf Biokraftstoff. Zwischen Steinach und Rothenburg ob der Tauber sowie Steinach und Neustadt (Aisch) tanken unsere Züge HVO. Die Mehrkosten für den HVO-Kraftstoff übernimmt DB Regio Bayern im Pilotprojekt bis Ende 2023.
Fossilfrei auf der Straße
Auch auf der Straße ist Biokraftstoff eine klimafreundliche Alternative zum Diesel. Bei DB Regio Bus fahren die Busse der Autokraft GmbH beispielsweise mit klimafreundlichem HVO. Die ersten Fahrzeuge sind in Schleswig-Holstein im Verkehrsgebiet Ostholstein Süd unterwegs. Weitere werden bis Ende 2023 auch im Netz Rendsburg-Eckernförde folgen. Der Biokraftstoff aus biologischen Rest- und Abfallstoffen kann ohne aufwendige Umrüstungen an den Fahrzeugen eingesetzt werden. Auch Verbrauch, Tankzeit und Fahrverhalten bleiben gleich. Auftanken können die Busse an der ersten regulären HVO-Bustankstelle auf dem Betriebshof von Autokraft in Neustadt.
Auch DB Schenker nutzt den Biokraftstoff beispielsweise für seine europäische Lkw-Flotte. Die ersten Fahrzeuge mit 100-prozentiger HVO-Betankung sind bereits in Schweden mit dem Das ist grün.-Label unterwegs.