Sylt-Shuttle mit Auto-Anhängern fährt mit Biokraftstoff | © DB AG/ Faruk Hosseini

Mit HVO betankt

Auf dem Weg zu Net-Zero setzt die DB bei ihrer Dekarbonisierungsstrategie auf die weitere Elektrifizierung des Streckennetzes. Bereits heute werden in Deutschland mehr als 90 Prozent aller Verkehrsleistungen auf der Schiene elektrisch erbracht (basierend auf Leistungstonnen-km; Ltkm). Dieser Anteil soll weiter gesteigert werden. Allerdings wird es auch in Zukunft Strecken geben, auf denen Güter und Personen aufgrund geografischer oder betrieblicher Besonderheiten nicht immer elektrisch ans Ziel gebracht werden können. Dort setzt die DB daher auf einen technologieoffenen Ansatz mit alternativen Antrieben und Kraftstoffen als Ersatz für fossilen Diesel.

Biokraftstoff im Güterverkehr

Ein Beispiel für den Einsatz alternativer Kraftstoffe bei der Deutschen Bahn ist der Biokraftstoff HVO (Hydrotreated Vegetable Oil). HVO wird aus biologischen Rest- und Abfallstoffen hergestellt. Für die Herstellung werden keine zusätzlichen Anbauflächen genutzt, die in Konkurrenz mit der Nahrungs- und Futtermittelproduktion stehen könnten. Außerdem ist der DB wichtig, dass der Biokraftstoff frei von Palmöl ist. Aus diesem Grund müssen Lieferanten entsprechende Bescheinigungen über die Einhaltung der hohen Anforderungen ausstellen.

Im Vergleich zum herkömmlichen Diesel werden bei HVO bilanziell bis zu 90 Prozent weniger Treibhausgasemissionen verursacht. Denn bei der Verbrennung im Motor wird ausschließlich CO2e freigesetzt, das der Atmosphäre zuvor beim Wachstum der Pflanzen entzogen wurde. Der Restanteil der Treibhausgasemissionen entsteht bei der Herstellung und dem Transport der Kraftstoffe, also in der Vorkette. Im Rahmen des Angebotes Climate+ bietet DB Cargo seinen Kunden CO2e-neutrale Schienentransporte im Güterverkehr an. CO2e-Neutralität stellt DB Cargo sicher, in dem je nach Strecke und Bedarf 100 Prozent Ökostrom oder HVO 100 zum Einsatz kommen. Indirekte sowie restlich verbleibende Emissionen gleicht DB Cargo durch anerkannte Klimaschutzprojekte nach VCS + Social Carbon / CCBS oder dem Gold-Standard aus. 

Die Deutsche Bahn hat den Einsatz von HVO für die gesamte Cargo-Flotte der Rangier- und Streckendieselloks im Güterverkehr in Europa getestet und freigegeben. Die Ergebnisse zeigen: Die Motoren funktionieren einwandfrei und auch die Leistungsfähigkeit wird durch den Biokraftstoff nicht beeinflusst. Auch in Italien steigen Loks von fossilem Diesel auf Biokraftstoff um und machen die Schiene damit noch klimafreundlicher. Bei DB Cargo Italia verkehren zum Beispiel alle Loks bei Cervignano und Brescia (im Norden Italiens) mit HVO.

Umweltfreundliche Tankinfrastruktur

Um die Loks mit dem neuen Kraftstoff zu versorgen, hat die Deutsche Bahn in Deutschland bereits rund 20 Tankstellen umgestellt und langfristige HVO-Abnahmeverträge geschlossen. Davon profitiert vor allem DB Cargo im Güterverkehr. Zwei der größten Tankstellen bundesweit befinden sich auf dem Rangierbahnhof in Halle (Saale) sowie am Rangierbahnhof in München-Nord. Hier tanken Diesel- und Rangierloks nun HVO. Beide Tankstellen können aber auch von anderen Bahnunternehmen genutzt werden.

An der Tankstelle in Aulendorf gibt es Biokraftstoff statt Diesel

Biokraftstoff im Gleisbau

Auch im Gleisbau ist die gesamte Schienen-Fahrzeugflotte der DB Bahnbau Gruppe für die Betankung mit HVO freigegeben. So können Triebfahrzeugführende überall dort den Biokraftstoff tanken, wo er verfügbar ist. Die beiden Tankstellen der DB Bahnbau Gruppe in Königsborn und Augsburg wurden bereits entsprechend umgestellt. 

Die Schienenfahrzeug-Flotte der Bahnbau Gruppe ist für die Betankung mit HVO freigegeben.

Klimafreundlicher Sylt Shuttle

Bei DB Fernverkehr kommt der Biokraftstoff ebenfalls zum Einsatz. So werden Autoreisezüge des Sylt Shuttles mit HVO betankt. Dadurch können auf der Bahnstrecke zwischen Westerland und Niebüll jedes Jahr rund 7.300 Tonnen CO2e vermieden werden. Auch die Intercityzüge des Fernverkehrs, die zwischen Hamburg und Westerland verkehren, werden sukzessive mit HVO betankt, so dass im Jahr 2025 die Treibhausgaseinsparung über alle Syltverkehre gerechnet auf voraussichtlich rund 9.300 Tonnen CO2e steigern wird.

  • Das Sylt Shuttle bringt unsere Kund:innen klimafreundlich auf die Insel. | © DB AG / Sylt Shuttle
  • Die Fahrzeuge werden an der HVO-Schienentankstelle der DB am Sylt Shuttle-Terminal in Westerland betankt.  | © DB AG / Anastasia Schuster
  • Der Sylt Shuttle fährt umweltfreundlich mit Biokraftstoff | © DB AG/ Faruk Hosseini

Klimafreundlich unterwegs im Regionalverkehr

Auch der Regionalverkehr wird noch klimafreundlicher. Im Regio-Netz Aulendorfer Kreuz und Donau-Ostalb schicken DB Regio und das Land Baden-Württemberg die ersten Züge mit HVO auf die Strecke. Dafür müssen die Dieselzüge nicht extra umgerüstet werden. Sie tanken an der Tankstelle in Aulendorf, die bereits vollständig von fossilem Diesel auf Biokraftstoff umgestellt wurde. Diese Tankstelle kann ebenfalls von anderen Bahnunternehmen genutzt werden.

In einem weiteren Pilotprojekt sind die DB-Tochter Kurhessenbahn und der Nordhessische VerkehrsVerbund (NVV) mit klimafreundlichem HVO unterwegs. Dafür hat DB Energie das Angebot an der Tankstelle in Kassel erweitert, sodass hier zusätzlich Biokraftstoff getankt werden kann. Auch die Regionalzüge der Schwarzatalbahn in Thüringen fahren in einem Pilotprojekt mit HVO. Betankt werden die Züge der Schwarzatalbahn an der Schienentankstelle in Katzhütte, die hierfür von DB Energie umgerüstet wurde.

Darüber hinaus schickt die DB im Sauerlandnetz rund 20 Züge mit Biokraftstoff auf die Schiene. Dafür wurde ein mobiler Tankcontainer in Fröndenberg aufgestellt, der die Triebzüge der Linie RB 54 mit HVO versorgt. In Zukunft will die DB an weiteren Orten in ganz Deutschland Biokraftstoff einsetzen. So wird der ohnehin klimafreundliche Schienenpersonennahverkehr für Fahrgäste noch attraktiver.

In Bayern fahren in einem Pilotprojekt erstmals sieben Züge mit klimafreundlichem HVO bei der Südostbayernbahn. Sie sind auf der Gäubodenbahn von Neufahrn über Straubing nach Bogen und auf der Rottalbahn von Mühldorf nach Passau im Einsatz. Dafür hat DB Energie eine Tankstelle am Bahnhof in Straubing für die Betankung mit HVO ausgerüstet. Die Ausrüstung der Tankstelle wurde gemeinsam mit dem Freistaat Bayern finanziert. Die Mehrkosten für den HVO-Kraftstoff übernimmt der Freistaat für mindestens ein Jahr.

  • Zug der Südostbayernbahn mit grünem Labeling. | © DB AG/ Thomas Kiewning
  • Die Züge der Südostbayernbahn werden mit HVO betankt. | © DB AG/ Thomas Kiewning
  • Mobiler Tankcontainer für die HVO-Betankung. | © DB AG/ Thomas Kiewning

Fossilfrei auf der Straße

Nicht nur auf der Schiene, sondern auch auf der Straße ist HVO eine klimafreundliche Alternative zum fossilen Diesel. Bei DB Regio Bus fahren die Busse der Autokraft GmbH zum Beispiel mit dem klimafreundlichem Biokraftstoff. Die ersten Fahrzeuge sind in Schleswig-Holstein im Verkehrsgebiet Ostholstein Süd unterwegs. Der Biokraftstoff kann ohne aufwendige Umrüstungen an den Fahrzeugen eingesetzt werden. Auch Verbrauch, Tankzeit und Fahrverhalten bleiben gleich. Auftanken können die Busse an der ersten regulären HVO-Bustankstelle auf dem Betriebshof von Autokraft in Neustadt.

  • Mit HVO betriebener Bus der DB-Tochter Autokraft im Netz Ostholstein Süd. | © DB AG/ Marc-Oliver Schulz
  • Betankung der Busse der DB-Tochter Autokraft mit HVO. | © DB AG/ Marc-Oliver Schulz
  • Ein mit Biokraftstoff aus Rest- und Abfallstoffen betankter Bus der DB-Tochter Autokraft. | © DB AG/ Marc-Oliver Schulz

Bei Regionalbus Braunschweig (RBB) wurden alle Busse der Deutschen Bahn, die im Raum Baddeckenstedt (Niedersachsen) unterwegs sind, auf die Betankung mit HVO umgestellt. Und seit Februar 2024 setzt DB Regio auch im Landkreis Wolfenbüttel Busse mit dem klimafreundlichen Biokraftstoff HVO ein.