Sylt-Shuttle mit Auto-Anhängern fährt mit Biokraftstoff | © DB AG/ Faruk Hosseini

Wir tanken für das Klima

Wir als Deutsche Bahn wollen bis 2040 klimaneutral werden. Um dieses Ziel zu erreichen, setzen wir im Rahmen unserer Dekarbonisierungsstrategie auf die weitere Elektrifizierung unseres Streckennetzes. Gleichzeitig wird es auch in Zukunft Strecken geben, auf denen wir Güter und Personen aufgrund geografischer oder betrieblicher Besonderheiten nicht immer elektrisch ans Ziel bringen können. Daher entwickeln wir grüne Lösungen für die Betankung unserer Dieselflotte auf Schiene und Straße. 

Biokraftstoff im Güterverkehr

Im Schienengüterverkehr müssen oft große Lasten transportiert werden. Dort fehlt es aktuell noch an technischen Lösungen, um vollständig auf Dieselmotoren zu verzichten. Daher arbeiten wir daran, unsere Dieselflotte mit alternativen Kraftstoffen zu betanken und vermindern so unsere Treibhausgas-Emissionen. So bietet DB Cargo etwa im Rahmen des Climate+ Angebotes ihren Kund:innen die Möglichkeit, Schienentransporte auch auf nicht-elektrifizierten Strecken noch klimafreundlicher zu gestalten. 

Ein Hebel auf unserem Weg zur Klimaneutralität ist der Ausbau von alternativen Antrieben und Kraftstoffen als Ersatz für fossilen Diesel. Ganz konkret setzen wir dabei auf Biokraftstoffe wie HVO (Hydrotreated Vegetable Oil). Dieser Kraftstoff wird aus biologischen Rest- und Abfallstoffen hergestellt. Für die Herstellung werden keine zusätzlichen Anbauflächen genutzt, die in Konkurrenz mit der Nahrungs- und Futtermittelproduktion stehen könnten. Außerdem ist uns wichtig, dass der Biokraftstoff frei von Palmöl ist. Aus diesem Grund lassen wir uns von unseren Lieferanten entsprechende Bescheinigungen über die Einhaltung unserer hohen Anforderungen ausstellen.

Im Vergleich zum herkömmlichen Diesel werden bei HVO bilanziell bis zu 90 Prozent weniger Treibhausgas-Emissionen verursacht. Denn bei der Verbrennung im Motor wird ausschließlich CO2e freigesetzt, das der Atmosphäre zuvor beim Wachstum der Pflanzen entzogen wurde. Der Restanteil der Treibhausgas-Emissionen entsteht bei der Herstellung und dem Transport der Kraftstoffe, also in der Vorkette.

Wir haben den Einsatz von HVO für die gesamte Cargo-Flotte unserer Rangier- und Streckendieselloks im Güterverkehr in Europa getestet und freigegeben. Die Ergebnisse zeigen: Die Motoren funktionieren einwandfrei und auch die Leistungsfähigkeit wird durch den Biokraftstoff nicht beeinflusst. Auch in Italien steigen unsere Loks von fossilem Diesel auf Biokraftstoff um und machen die Schiene damit noch klimafreundlicher. Bei DB Cargo Italia S.r.l. verkehren zum Beispiel alle Loks bei Cervignano und Brescia (im Norden Italiens) mit HVO.

Grüne Tankinfrastruktur

Um unsere Loks mit dem neuen Kraftstoff zu versorgen, haben wir in Deutschland bereits rund 20 unserer Tankstellen umgestellt und langfristige HVO-Abnahmeverträge geschlossen. Davon profitiert vor allem DB Cargo im Güterverkehr. Zwei der größten Tankstellen bundesweit befinden sich auf dem Rangierbahnhof in Halle (Saale) sowie am Rangierbahnhof in München-Nord. Hier tanken unsere Diesel- und Rangierloks nun HVO. Beide Tankstellen können aber auch von anderen Bahnunternehmen genutzt werden.

An der Tankstelle in Aulendorf gibt es Biokraftstoff statt Diesel

Biokraftstoff im Gleisbau

Auch im Gleisbau ist die gesamte Schienen-Fahrzeugflotte der DB Bahnbau Gruppe für die Betankung mit HVO freigegeben. So können unsere Triebfahrzeugführenden überall dort den Biokraftstoff tanken, wo er verfügbar ist. Die beiden Tankstellen der DB Bahnbau Gruppe in Königsborn und Augsburg wurden bereits entsprechend umgestellt. 

Die Schienenfahrzeug-Flotte der Bahnbau Gruppe ist für die Betankung mit HVO freigegeben.

Klimafreundlicher Sylt Shuttle

Bei DB Fernverkehr kommt der Biokraftstoff ebenfalls zum Einsatz. Sowohl die Autoreisezüge des Sylt Shuttles als auch die Personenzüge des Sylt Shuttle Plus betanken wir mit HVO. Damit vermeiden wir auf der Bahnstrecke zwischen Westerland und Niebüll jedes Jahr rund 7.500 Tonnen CO2e. Auch die wenigen verbliebenen Fernverkehrszüge, die aktuell noch mit fossilem Diesel unterwegs sind, wollen wir in Zukunft auf Biokraftstoff umstellen.

  • Das Sylt Shuttle bringt unsere Kund:innen klimafreundlich auf die Insel. | © DB AG / Sylt Shuttle
  • Die Fahrzeuge werden an der HVO-Schienentankstelle der DB am Sylt Shuttle-Terminal in Westerland betankt.  | © DB AG / Anastasia Schuster
  • Der Sylt Shuttle fährt umweltfreundlich mit Biokraftstoff | © DB AG/ Faruk Hosseini

Klimafreundlich unterwegs im Regionalverkehr

Auch den Regionalverkehr machen wir für unsere Kund:innen noch klimafreundlicher. Im Regio-Netz Aulendorfer Kreuz und Donau-Ostalb schicken DB Regio und das Land Baden-Württemberg die ersten Züge mit HVO auf die Strecke. Dafür müssen die Dieselzüge nicht extra umgerüstet werden. Sie tanken an unserer Tankstelle in Aulendorf, die wir vollständig von fossilem Diesel auf Biokraftstoff umgestellt haben. Diese Tankstelle kann ebenfalls von anderen Bahnunternehmen genutzt werden.

In einem weiteren Pilotprojekt sind unsere DB-Tochter Kurhessenbahn und der Nordhessische VerkehrsVerbund (NVV) mit klimafreundlichem HVO unterwegs. Dafür hat DB Energie das Angebot an der Tankstelle in Kassel erweitert, sodass hier zusätzlich Biokraftstoff getankt werden kann. Auch die Regionalzüge der Schwarzatalbahn in Thüringen fahren in einem Pilotprojekt mit HVO. Betankt werden die Züge der Schwarzatalbahn an der Schienentankstelle in Katzhütte, die hierfür von DB Energie umgerüstet wurde.

Darüber hinaus schicken wir im Sauerlandnetz rund 20 Züge mit Biokraftstoff auf die Schiene. Dafür haben wir einen mobilen Tankcontainer in Fröndenberg aufgestellt, der die Triebzüge der Linie RB 54 mit HVO versorgt. In Zukunft wollen wir an weiteren Orten in ganz Deutschland Biokraftstoff einsetzen. So machen wir den ohnehin klimafreundlichen SPNV für unsere Fahrgäste noch attraktiver.

In Bayern fahren in einem Pilotprojekt erstmals sieben Züge mit klimafreundlichem HVO bei der Südostbayernbahn. Sie sind auf der Gäubodenbahn von Neufahrn über Straubing nach Bogen und auf der Rottalbahn von Mühldorf nach Passau im Einsatz. Dafür hat DB Energie eine Tankstelle am Bahnhof in Straubing für die Betankung mit HVO ausgerüstet. Die Ausrüstung der Tankstelle haben wir gemeinsam mit dem Freistaat Bayern finanziert. Die Mehrkosten für den HVO-Kraftstoff übernimmt der Freistaat für mindestens ein Jahr.

  • Zug der Südostbayernbahn mit grünem Labeling. | © DB AG/ Thomas Kiewning
  • Die Züge der Südostbayernbahn werden mit HVO betankt. | © DB AG/ Thomas Kiewning
  • Mobiler Tankcontainer für die HVO-Betankung. | © DB AG/ Thomas Kiewning

Fossilfrei auf der Straße

Nicht nur auf der Schiene, sondern auch auf der Straße ist HVO eine klimafreundliche Alternative zum fossilen Diesel. Bei DB Regio Bus fahren die Busse der Autokraft GmbH zum Beispiel mit dem klimafreundlichem Biokraftstoff. Die ersten Fahrzeuge sind in Schleswig-Holstein im Verkehrsgebiet Ostholstein Süd unterwegs. Der Biokraftstoff kann ohne aufwendige Umrüstungen an den Fahrzeugen eingesetzt werden. Auch Verbrauch, Tankzeit und Fahrverhalten bleiben gleich. Auftanken können die Busse an der ersten regulären HVO-Bustankstelle auf dem Betriebshof von Autokraft in Neustadt.

  • Mit HVO betriebener Bus der DB-Tochter Autokraft im Netz Ostholstein Süd. | © DB AG/ Marc-Oliver Schulz
  • Betankung der Busse der DB-Tochter Autokraft mit HVO. | © DB AG/ Marc-Oliver Schulz
  • Ein mit Biokraftstoff aus Rest- und Abfallstoffen betankter Bus der DB-Tochter Autokraft. | © DB AG/ Marc-Oliver Schulz

Bei Regionalbus Braunschweig (RBB) wurden alle Busse der Deutschen Bahn, die im Raum Baddeckenstedt (Niedersachsen) unterwegs sind, auf die Betankung mit HVO umgestellt. Im Regionalverkehr werden wir bis zum Jahr 2038 den letzten Bus mit fossilem Diesel ausmustern.

Im Logistikbereich nutzt DB Schenker den Biokraftstoff beispielsweise für seine europäische Lkw-Flotte. Die ersten Fahrzeuge mit HVO-Betankung sind bereits in Schweden unterwegs.