© DB AG / Bartlomiej Banaszak

Mit Flüsterbremse unterwegs

Güterwagen

Rund 180.000 Güterwagen rollen durch Deutschland. Sie sind die wichtigste Stellschraube, um den Schienenverkehr leiser zu machen. Ende 2019 waren bereits mehr als neun von zehn Güterwagen von DB Cargo mit einer Flüsterbremse unterwegs.

Mehr Schienengüterverkehr, weniger schädliches CO2: Die Klimaziele sind nur mit einer starken Schiene erreichbar. Wird der Gütertransport von der Straße auf die Bahn verlagert, verringern sich die CO2-Emissionen erheblich. Unser Ziel ist es, mit DB Cargo und zusammen mit den anderen Bahnen den Marktanteil des gesamten Schienengüterverkehrs von derzeit 18 Prozent auf 25 Prozent zu erhöhen. Jedes Jahr ließen sich dadurch rund 13 Millionen Lkw-Fahrten einsparen. Ein Plus für die Umwelt, denn pro Tonne und Kilometer stößt ein Güterzug nur rund ein Fünftel der schädlichen Treibhausgase aus.

Der Schienengüterverkehr vernetzt zudem die Wirtschaft Europas. Schon jetzt fährt fast die Hälfte der Transporte aller Güterbahnen über die Grenzen – und gewährleistet damit auch in Krisenzeiten Versorgungssicherheit. Insgesamt rund 180.000 Güterwagen transportieren Rohstoffe, Vorprodukte, Fertigwaren und vieles mehr durch Deutschland, rund ein Drittel davon gehört DB Cargo.

Als Vorreiter beim Umweltschutz haben wir uns das Ziel gesetzt, unsere Güterwagen systematisch leiser zu machen. Bis Ende 2019 sind wir einen weiteren großen Schritt vorangekommen. Maßgeblich herbeigeführt durch die Ausstattung und Umrüstung von Güterwagen mit der sogenannten Flüsterbremse.

Dazu schafft DB Cargo entweder nur noch moderne Güterwagen mit einer solchen Bremssohle an oder rüstet den bestehenden Wagenpark schrittweise um. Insgesamt über 90 Prozent der aktiven Flotte von DB Cargo – rund 57.650 Wagen – waren Ende des Jahres 2019 mit Flüsterbremsen ausgestattet (ein Plus von 14 Prozent gegenüber 2018). Davon sind 9.700 Wagen neu und knapp 48.000 umgerüstete Güterwagen. Bis Ende 2020 werden alle aktiv in Deutschland verkehrenden Güterwagen von DB Cargo leiser unterwegs sein. Stichtag ist der Fahrplanwechsel zum 13. Dezember 2020. Laut Schienenlärmschutzgesetz ist der Betrieb von lauten Güterwagen in Deutschland dann grundsätzlich verboten. Bis dahin wird die Lärmminderungswirkung mit jedem zusätzlichen leisen Güterwagen weiter steigen und Ende 2020 dann voll zur Entfaltung kommen.

Für weniger Lärm im Schienengüterverkehr müssen neben DB Cargo auch in- und ausländische Bahnen und Wagenhalter ihre Güterwagen fit für die Zukunft machen – rund 120.000 ihrer Wagen verkehren in Deutschland. Der Bund bezuschusst die Umrüstung von Bestandsgüterwagen, die in Deutschland verkehren. Einen weiteren Anreiz, auf leise Bremsen umzustellen, bietet das Lärmabhängige Trassenpreissystem (LaTPS) unserer Bahntochter DB Netz. Die EU fördert die Maßnahmen darüber hinaus mit dem Programm „Connecting Europe Facility“, das die Entwicklung leistungsfähiger und nachhaltiger transeuropäischer Netze unterstützt.

Durch die Umrüstungen und den Einsatz neuer Wagen ist der Güterverkehr in den vergangenen Jahren insgesamt deutlich leiser geworden. Waren 2013 erst 8 Prozent der zurückgelegten Trassenkilometer im Güterverkehr leiser, waren es 2019 rund 38 Prozent.

Die Umrüstung stellt für den Eisenbahnsektor einen finanziellen Kraftakt im hart umkämpften intermodalen Verkehr dar. Zu den Ausgaben für die Umrüstung auf die neue lärmarme Technologie kommen höhere Betriebskosten hinzu. Die Bremssysteme und Radsätze müssen häufiger inspiziert werden. Außerdem sind LL-Sohlen im Austausch deutlich teurer als Graugussbremssohlen.

Wagenhalter, die ihre Güterwagen auf leise Bremsen umrüsten, erhalten seit 2013 eine Unterstützung in Höhe von 0,5 Cent pro gefahrenem Achskilometer. Das Förderprogramm des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) umfasst 152 Millionen Euro.

Parallel dazu unterstützt die Bahntochter DB Netz jene Eisenbahnverkehrsunternehmen, die leise Güterwagen einsetzen, durch das Lärmabhängige Trassenpreissystem LaTPS: Wer mit umgerüsteten Bestandsgüterwagen auf dem Schienennetz der Bahntochter unterwegs ist, bekommt ebenfalls einen Bonus von 0,5 Cent pro Achskilometer. Dieser Bonus wird vom Schienengüterverkehrssektor selbst über erhöhte Trassenpreise für laute Züge finanziert – er stellt also für den Sektor keine Kostenentlastung dar. Es wird ein Aufschlag auf den Trassenpreis von aktuell 7 Prozent erhoben. Nach acht Jahren Laufzeit endet das LaTPS planmäßig zum Ende der Netzfahrplanperiode 2020/2021. Allein in der Netzfahrplanperiode 2018/2019 wurden rund 10,4 Millionen Euro Boni ausgezahlt.